Liquiditätsplanung: So bleibt dein Unternehmen Liquide

23.12.2024

Liquiditätsplanung: So bleibt dein Unternehmen Liquide

Das erwartet dich hier:

– Was ist Liquidität und Liquiditätsplanung? – Was bedeutet Liquidität und liquide bleiben?– Die Bedeutung von Liquiditätsplanung für Unternehmen.– Die drei Liquiditätsgrade – Liquidität berechnen– Die Liquidität 1. Grades (Cash Ratio)– Die Liquidität 2. Grades (Quick Ratio)– Liquiditätsgrad 3 (Current Ratio)– Zusammenfassung der Unterschiede– Wie ist ein Liquiditätsplan aufgebaut?– Schritte zur effektiven Liquiditätsplanung– Ist-Situation analysieren– Prognose erstellen– Risiken identifizieren– Maßnahmen treffen– Häufige Fehler in der Liquiditätsplanung und wie man sie vermeidet

Die Liquidität ist ein bedeutender Faktor für alle Unternehmen, denn ohne Sie können selbst Betriebe die grundsätzlich profitabel sind schnell in Schwierigkeiten geraten. Um jederzeit zahlungsfähig zu bleiben und Engpässe frühzeitig zu erkennen, kann eine Liquiditätsplanung helfen. Im Folgenden zeigen wir dir, warum die Liquiditätsplanung für Unternehmen ein solch wichtiger Faktor ist und wie du deine Finanzen langfristig im Griff behältst.

Was ist Liquidität und Liquiditätsplanung?

Liquidität und liquide bleiben

Unter der Liquidität versteht man die Fähigkeit eines Unternehmens, alle anstehenden finanziellen Verpflichtungen zu erfüllen, und das fristgerecht. Es muss also genug flüssige Mittel zur Verfügung haben, um unter anderem Rechnungen und Gehälter fristgerecht zu bezahlen. Zu den flüssigen Mitteln zählen beispielsweise Bargeld und Bankguthaben. Spricht man also davon, dass ein Unternehmen liquide bleibt, muss es in der Lage seine Einnahmen und Ausgaben im Gleichgewicht zu halten und gleichzeitig Reservemittel zu besitzen, falls unerwartete Ausgaben gedeckt werden müssen. Das Unternehmen muss zu jeder Zeit kurzfristig zahlungsfähig sein.

Die Bedeutung von Liquiditätsplanung für Unternehmen

Um also sicherzustellen, dass ein Unternehmen jederzeit ausreichend flüssige Mittel zur Verfügung hat und damit liquide bleibt, ist eine sogenannte Liquiditätsplanung essentiell. Dabei handelt es sich um einen Prozess, bei dem das Unternehmen seine zukünftigen Einnahmen und Ausgaben prognostiziert und überwacht. So werden Engpässe in der Verfügbarkeit von Zahlungsmitteln vermieden und eine ausreichende Zahlungsfähigkeit aufrechterhalten. Damit ist die Liquiditätsplanung ein unverzichtbares Instrument des Finanzmanagements, das dazu beiträgt finanzielle Stabilität und Handlungsfähigkeit zu sichern.

Die drei Liquiditätsgrade – Liquidität berechnen

Um die Zahlungsfähigkeit eines Unternehmens bewerten zu können, unterscheidet man zwischen verschiedenen Liquiditätsgraden.

Die Liquidität 1. Grades (Cash Ratio)

Die Liquidität 1. Grades, auch Cash Ratio genannt, gibt an, wie viel Prozent der kurzfristigen Verbindlichkeiten sofort mit den flüssigen Mitteln gedeckt werden können. Ist der Prozentsatz zu niedrig kann dies auf eine kritische Situation hinweisen. Ist der Wert zu hoch kann das darauf hinweisen, dass zu viel Kapital unbenutzt bleibt. Ein guter Richtwert liegt hier zwischen 10 und 30 % (je nach Branche). Die Formel zur Berechnung der Liquidität 1. Grades lautet wie folgt:

Die Liquidität 2. Grades (Quick Ratio)

Die Liquidität 2. Grades, auch bekannt als Quick Ratio, ergänzt das Cash Ratio um die kurzfristigen Forderungen. Unter den kurzfristigen Forderungen versteht man das Geld, das ein Unternehmen bald erwartet, zum Beispiel durch offene Kundenrechnungen. Das heißt: Die Liquidität 2. Grades gibt Auskunft über die Fähigkeit des Unternehmens, seine kurzfristigen Verbindlichkeiten durch liquide Mittel und bald eingehende Zahlungen zu decken. Der Wert sollte mindestens 100 % entsprechend. Alle Werte unter 100 % deuten auf ein hohes Liquiditätsrisiko hin. Die Formel zur Berechnung der Liquidität 2. Grades lautet wie folgt:

Die Liquidität 3. Grades (Current Ratio)

Die Liquidität 3. Grades, auch Current Ratio genannt, umfasst das gesamte Umlaufvermögen (liquide Mittel, Forderungen, Vorräte) im Verhältnis zu den kurzfristigen Verbindlichkeiten. Sie gibt Auskunft über die allgemein Deckungsfähigkeit der Verbindlichkeiten. Je höher der Wert, desto größer ist die finanzielle Stabilität eines Unternehmens. Ein Richtwert liegt hier bei 150 – 200 % (je nach Branche). Die Formel zur Berechnung der Liquidität 3. Grades lautet wie folgt:

Zusammenfassung der Unterschiede

Liquiditätsgrad Inhalte Richtwert Fokus
1 (Cash Ratio) Liquide Mittel 10 – 30 % Sofortige Zahlungsfähigkeit
2 (Quick Ratio) Liquide Mittl + Forderungen 100 % Zahlungsfähigkeit innerhalb kurzer Frist
3 (Current Ratio) Liquide Mittel + Foderungen + Vorräte 150 – 200 % Langfristige Deckungsfähigkeit

Wie ist ein Liquiditätsplan aufgebaut?

Ein Liquiditätsplan umfasst die systematische Erfassung, Planung und Überwachung von Zahlungsströmen. Jede der Hauptkategorien (Einzahlungen, Auszahlungen, Liquiditätsbestände) lässt sich weiter unterteilen, um die Finanzströme präzise zu analysieren und zu planen. Die Grundstruktur eines Liquiditätsplans sieht wie folgt aus:

A. Einzahlungen (Zufluss von Mitteln)

Hier werden alle erwarteten Geldzuflüsse aufgelistet. Die Einzahlungen können in folgende Unterkategorien aufgeteilt werden:

  1. Betriebseinnahmen
    Diese repräsentieren die regelmäßigen Einnahmen aus der Kerntätigkeit des Unternehmens:

    • Umsätze: Einnahmen aus dem Verkauf von Produkten oder Dienstleistungen.
    • Vorauszahlungen von Kunden: Anzahlungen für zukünftige Lieferungen oder Leistungen.
    • Forderungen: Zahlungen, die von Kunden für bereits erbrachte Leistungen noch ausstehen.
  2. Sonstige Einnahmen
    Diese Einnahmen stammen nicht aus der direkten Kerntätigkeit:

    • Mieteinnahmen: Einnahmen aus der Vermietung von Immobilien oder Anlagen.
    • Zinserträge: Erträge aus der Anlage von überschüssiger Liquidität.
    • Subventionen und Zuschüsse: Finanzielle Unterstützung durch staatliche oder private Fördermittel.
    • Verkaufserlöse von Vermögensgegenständen: Erlöse aus dem Verkauf von Maschinen, Fahrzeugen oder Immobilien.
  3. Finanzierungseinnahmen
    Einnahmen, die durch die Aufnahme von Fremdkapital oder Zufluss von Eigenkapital generiert werden:

    • Kreditaufnahmen: Gelder, die durch Bankdarlehen oder andere Finanzierungsinstrumente aufgenommen werden.
    • Eigenkapitalzuflüsse: Einlagen durch Gesellschafter, Kapitalerhöhungen oder Beteiligungen von Investoren.

B. Auszahlungen (Abfluss von Mitteln)

Auf der Ausgabenseite werden alle geplanten Geldabflüsse erfasst. Diese können in folgende Kategorien unterteilt werden:

  1. Betriebsausgaben
    Die Kosten, die für den täglichen Betrieb des Unternehmens anfallen:

    • Materialkosten: Zahlungen an Lieferanten für Rohstoffe, Halbzeuge und Waren.
    • Löhne und Gehälter: Ausgaben für das Personal, inklusive Sozialversicherungsbeiträge und Boni.
    • Miet- und Leasingzahlungen: Regelmäßige Zahlungen für Immobilien, Fahrzeuge oder Maschinen.
    • Marketing- und Vertriebskosten: Ausgaben für Werbung, Promotion und Vertrieb.
    • Dienstleistungen: Zahlungen an externe Anbieter (z. B. IT-Support, Berater, Rechtsanwälte).
  2. Sonstige Ausgaben
    Zahlungen, die nicht unmittelbar mit dem operativen Geschäft verbunden sind:

    • Zinszahlungen: Ausgaben für Kredite und Darlehen.
    • Steuerzahlungen: Umsatzsteuer, Einkommensteuer, Gewerbesteuer.
    • Versicherungsbeiträge: Zahlungen für Betriebs-, Haftpflicht- oder Sachversicherungen.
  3. Investitionen
    Geplante Ausgaben für langfristige Vermögenswerte:

    • Anschaffung von Maschinen und Anlagen: Kosten für die Erweiterung oder Erneuerung des Maschinenparks.
    • Immobilienkäufe: Erwerb von Betriebsgebäuden oder Produktionsflächen.
    • Forschungs- und Entwicklungskosten: Investitionen in neue Produkte oder Technologien.
  4. Finanzierungsausgaben
    Zahlungen, die aus Finanzierungsverpflichtungen resultieren:

    • Kreditrückzahlungen: Tilgung von aufgenommenen Darlehen.
    • Ausschüttungen an Gesellschafter: Dividenden oder Gewinnausschüttungen
    • Zahlungen für Leasingverträge: Monatliche Ratenzahlungen für Finanzleasing.

C. Anfangsbestand und Endbestand der Liquidität

Auf der Ausgabenseite werden alle geplanten Geldabflüsse erfasst. Diese können in folgende Kategorien unterteilt werden:

  1. Anfangsbestand
    Der Betrag an verfügbaren Mitteln zu Beginn des Planungszeitraums:

    • Kassenbestand: Bargeld im Unternehmen.
    • Bankguthaben: Verfügbares Geld auf den Bankkonten.
  2. Saldo aus Einzahlungen und Auszahlungen
    Die Differenz zwischen den geplanten Ein- und Auszahlungen:

    • Positiver Saldo: Liquiditätsüberschuss, der zur Verfügung steht.
    • Negativer Saldo: Liquiditätslücke, die durch Maßnahmen (z. B. Kreditaufnahme) gedeckt werden muss.
  3. Endbestand
    Der verfügbare Liquiditätsbestand am Ende des Planungszeitraums:

    • Wird berechnet als: Anfangsbestand + (Einzahlungen – Auszahlungen).
Liquiditätsplan

Schritte zur effektiven Liquiditätsplanung

Der Prozess der Liquiditätsplanung lässt sich in mehrere Schritte gliedern. Die folgenden Schritte sollten auf jeden Fall systematisch abgearbeitet werden, um einen klaren Überblick über die finanzielle Lage des Unternehmens zu erhalten:

1. Ist-Situation analysieren

Im ersten Schritt der Liquiditätsplanung geht es zunächst darum, sich einen Überblick über die aktuelle finanzielle Situation des Unternehmens zu verschaffen. Dazu sollten alle Einnahmen und alle Ausgaben erfasst werden. Bei den Einnahmen kann es hilfreich sein, einmalige Einnahmen von regelmäßig wiederkehrenden Einnahmen zu trennen. Bei den Ausgaben muss beachtet werden auch die unregelmäßigen Ausgaben wie beispielsweise Steuerzahlungen oder geplante Investitionen nicht zu vergessen. Außerdem sind Zahlungsfristen abzugleichen, d.h. es muss erfasst werden wann Zahlungen eingehen und wann Verbindlichkeiten fällig sind.

2. Prognose erstellen

Ist im ersten Schritt die Ist-Situation des Unternehmens analysiert, geht es an die Abgabe einer Prognose. Dabei sollte die kurzfristige und die langfristige Entwicklung berücksichtigt werden.

  • Kurzfristige Liquiditätsplanung: umfasst die nächsten Wochen bzw. Monate und ist wichtig um zu gewährleisten, dass alle kurzfristigen Verbindlichkeiten gedeckt werden können.
  • Langfristige Liquiditätsplanung: z.B. für ein Jahr, hilft dabei strategische Entscheidungen wie Investitionen, die Aufnahme von Krediten oder Maßnahmen bezüglich Personals zu treffen.

3. Risiken identifizieren

Im nächsten Schritt der Liquiditätsplanung geht es um die Identifikation von möglichen Risiken, durch die die Liquidität gefährdet werden könnte. Dabei könnte es sich zum Beispiel um zahlungsausfälle von Kunden handeln oder um Kostensteigerungen durch unerwartete Ausgaben verursacht durch Reparaturen oder Preiserhöhungen von Lieferanten. Auch externe Faktoren wie Veränderungen in der Wirtschaft oder saisonale Schwankungen in verschiedenen Unternehmensbranchen wie Tourismus sind denkbar. Um den Überblick zu bewahren kann es hilfreich sein eine Liste aller identifizierter Risiken zu erstellen, deren Eintrittswahrscheinlichkeit und die möglichen Auswirkungen zu bewerten.

4. Maßnahmen treffen

Ist die Ist-Analyse durchgeführt, die Prognose getroffen und mögliche Risiken identifiziert können auf Basis dessen Maßnahmen identifiziert und ergriffen werden, durch die die Liquidität des Unternehmens gesichert wird. Folgende Maßnahmen könnten falls notwendig z.B. getroffen werden:

  • Liquiditätsreserven aufbauen: Lege einen Teil der Einnahmen in Form von Rücklagen an, um unerwartete Engpässe abzufedern.
  • Fixkosten reduzieren: Analysiere ob nicht notwendige Ausgaben gestrichen werden können oder ob langfristige Verträge optimiert werden können.
  • Investitionen und Abschreibungen planen: Investiere nur dann, wenn die Liquidität langfristig gesichert ist.
  • Forderungsmanagement verbessern: Verkürze Zahlungsziele, nutze Anreize wie Skonti für frühzeitige Zahlungen und automatisiere das Mahnwesen, um verpasste Zahlungen schneller einzufordern.
  • Einkauf optimieren: Gehe mit Lieferanten in Verhandlungen über längere Zahlungsziele und bündele Bestellungen, um von Mengenrabatt zu profitieren.

Häufige Fehler in der Liquiditätsplanung und wie man sie vermeidet.

Schleichen sich in die Liquiditätsplanung Fehler ein, kann dies fatale Folgen haben. Damit dies nicht geschieht geben wir einen Überblick über die häufigsten Stolperfallen und wie diese vermieden werden können:

Ausgaben werden unterschätzt

Viele Unternehmen unterschätzen ihre Ausgaben, da diese nicht vollständig erfasst oder unregelmäßige Ausgeben nicht berücksichtigt werden. Damit dies nicht geschieht ist es wichtig eine vollständige Übersicht aller Fixkosten und variabler Kosten zu erstellen. Dabei gilt es auch die unregelmäßigen Ausgaben für Rücklagen einzuplanen.

Zahlungsausfälle werden nicht berücksichtigt

Häufig werden offene Forderungen zu spät erkannt. Dies kann schnall zu unerwarteten Liquiditätsengpässen führen. Damit dies nicht geschieht ist es wichtig, ein effektives Forderungsmanagement in die Prozesse zu implementieren. So werden überfällige Zahlungen rechtszeitig eingefordert. Steht es vor einem größeren Geschäftsabschluss kann es auch helfen die Bonität des Kunden zu überprüfen.

Prognosen werden unrealistisch getroffen

Schnell wird die Liquidität eines Unternehmens durch zu optimistisch getroffene Prognosen überschätzt, während mögliche Risiken außer Betracht gelassen werden. Damit dies nicht geschieht ist es wichtig, dass Prognose auf Basis realistischer Zahlen aus vergangenen Perioden getroffen werden. Damit Risiken nicht unterschätzt werden können best- und worst-case Szenarien getroffen werden, um verschiedenste Entwicklungen zu simulieren.

Saisonale Schwankungen werden nicht berücksichtigt

Oftmals vergessen Unternehmen die von saisonalen Umsätzen abhängig sind, in ihren umsatzstarken Monaten Rücklagen für die schwächeren Phasen zu bilden. Damit dieser Fehler nicht passiert ist es wichtig, die Umsatz- und Kostenmuster seiner Branche genauestens zu analysieren. So können Schwankungen von Einnahmen und Ausgaben gezielt eingeplant und in den umsatzstarken Phasen eine Liquiditätsreserve aufgebaut werden.

Planung wird nicht regelmäßig durchgeführt

Ebenfalls ein häufig auftretender Fehler ist die unregelmäßige Aktualisierung der Liquiditätsplanung. Eine Regelmäßigkeit ist wichtig, da sich Marktbedingungen, Kosten oder Zahlungsströme schnell verändern können. Überprüfe und aktualisiere die Liquiditätsplanung also in regelmäßigen Abständen. Hier empfiehlt sich eine wöchentliche oder monatliche Betrachtung.

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